Baumgarten kehrt zurück ...

Der Grünaer Oberförster kehrt nach 158 Jahren an den Ort seiner Eheschließung zurück

Nachdem Georg Baumgarten an der Tharandter Forstakademie sein Studium beendet hatte, fand er als Förster in Borstendorf im Erzgebirge seine erste Arbeitsstelle. Dort lernte er Hedwig Auguste Mechler, die Tochter des Borstendorfer Oberförsters kennen und lieben. Am 20.11.1866, also vor fast 160 Jahren, heirateten beide in der Kirche des Dorfes. Borstendorf feiert in diesem Jahr sein 645-jähriges Jubiläum, gemeinsam mit 675 Jahren Grünhainichen, zu dem es mittlerweile als Ortsteil gehört. 9 Tage lang feierten die Orte ihre Jubiläen. Das war Anlass, die Ortschaften im Erzgebirge an ihren früheren Einwohner zu erinnern, der wenig später zum Luftfahrtpionier werden sollte.

Auf Initiative des Borstendorfer Schnitzvereins machten sich deshalb 9 Mitglieder des Heimatvereins Grüna am 16. Juni auf den Weg nach Borstendorf und bauten ihren grün-weißen „Baumgarten NT“ neben dem Stand des Schnitzvereins auf – bei einer Länge von 10 Metern nicht gerade einfach in einem Vorgarten (die Tochter des Hausherrn hat sicherheitshalber noch ein paar Zweige eines stachligen Strauches entfernt, denn Stiche in die Hülle sind tödlich für das Luftschiff).

An diesem Tag fand in den 3 Ortsteilen Grünhainichen, Waldkirchen und Borstendorf ein sogenannter „stehender Festumzug“ statt. Das war gut für uns, denn in der Enge der erzgebirgischen Straßen und der großen Entfernungen zwischen den Ortsteilen wäre eine Bewegung des Luftschiffes nicht möglich gewesen. Also mussten sich die Zuschauer bewegen, was sie auch taten, unterstützt auch durch einen kostenfreien Shuttle-Bus zwischen den Ortsteilen. Und wir vom Heimatverein hatten Zeit, den Passanten unseren Oberförster und seine Erfindungen näher vorzustellen. Besonders engagierte sich dabei unser „Oberförster ehrenhalber“ Fritz Stengel, der sich wie oft zu solchen Anlässen mit Kleidung und Frisur dem historischen Vorbild annäherte.

(Bild: Andreas Bauer/ Freie Presse Zschopau)

Die Verwunderung der Passanten über das „Zeppelin“ mussten wir aber dahingehend korrigieren, dass es sich eben nicht um ein „Zeppelin“, sondern um ein „Baumgarten“ handelt, eine Erfindung, die 20 Jahre vor Zeppelin entstanden ist. Und – augenzwinkernd – ergänzt, hätte Baumgarten sich damals mit Geld, Beziehungen usw. durchsetzen können, würden heute vielleicht die Luftschiffe nach ihm benannt. Fritz Stengel war übrigens schon am Montag der Festwoche zu einem Vortrag in Borstendorf, wo er auf ein zahlreiches und sehr interessiertes Publikum traf.

Wie die Zschopauer Lokalredaktion der Freie Presse am Montag danach berichtete, war das Luftschiff schon wegen seiner Größe eine besondere Attraktion des Festes. Das Interesse war groß. Das Wetter hat auch mitgespielt: Sonnig und ohne starken Wind. Durch ein Mitglied des örtlichen Kirchenvorstandes bekamen wir noch eine Führung durch die frisch renovierte Borstendorfer Kirche, die aber, abgesehen von einigen notwendigen technischen Erneuerungen, in ihrer Form seit Baumgartens Hochzeit unverändert ist. Bemerkenswert ist übrigens ein aus der Reformationszeit stammender Altar, in dem sich die Kanzel oberhalb des Altartisches befindet.

Durch den Borstendorfer Schnitzverein, vor allem Ulrich Endler und seiner Tochter (die, ebenso wie Baumgarten damals, in Tharandt studiert), wurden wir bestens versorgt. Vielen Dank dafür! Den Dank an Herrn Endler konnten wir nur über dessen Tochter übermitteln, da er als Chef der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr zu einer zum Glück glimpflich verlaufenen Notlandung eines Segelflugzeuges in der Nachbarschaft gerufen wurde.

Ulrich Semmler, Heimatverein Grüna e.V.

Dieser Artikel stammt aus dem Ortschaftsanzeiger Grüna / Mittelbach August 2024

gruena-online.de

Der Heimatverein Grüna e.V. betreibt diese Internetseite, um unserem Ortsteil Grüna eine gewisse Eigenständigkeit zu erhalten.

Heimatverein Grüna e.V.

Die Arbeit des Heimatvereins ist sehr vielseitig.
Interesse an einer Mitarbeit?
Bitte treten Sie mit uns in Kontakt!

REDAXO 5 rocks!