1701 Die Geschichte der Kirmes in Grüna

1701 Die Geschichte der Grünaer Kirmes

Die Kirmes geht auf das Kirchweihfest zurück, an dem vor Jahrhunderten der Einweihung ihrer Kirchen gedacht wurde. Die Grünaer Bürger erhielten am Montag, dem 27. August 1701 erstmals eine Kirchweihpredikt. Dies erfolgte „bey volkreicher Versammlung“ in dem damals überfüllten Reichenbrander Gotteshaus. (Aufzeichnung des Reichenbrander Pfarrers Gottlob Küchenmeister) Grüna hatte keine eigene Kirche und gehörte zur Kirchparochie Reichenbrand.

Die Kirchweihe war stets mit einem Dorffest verbunden. An diesem Tag wurde auf den Feldern, bei den Handwerkern und in bereits bestehenden Fabriken nicht gearbeitet (gesetzliche Urlaubstage gab es nicht). Das Kirchweihfest war meist die einzige Gelegenheit zum Tanz und für Volksbelustigungen auf dem Dorfplatz. Dabei wurden, so berichtet Pfarrer Küchenmeister, Geldbeträge gespendet oder gesammelt. Außerdem wurde ein Fässchen Kirmesbier ausgeschenkt, so dass „wenigstens für einen Festtrunk gesorgt war“. Die Ausgabe und Verteilung erfolgte über den Reichenbrander Pfarrer.

 Kirmes in den 30 Jahren

Grünaer Kirmes in den 30er Jahren neben Fleischers Gasthof (vorn Dorfstraße, davon abzweigend die Färberstraße, rechts die Nordseite des Gasthofs)

Dieses Gedenken an die Kirchweihe mit Gottesdiensten in der Kirche und mit einem Dorffest wurde beibehalten.- mit artistischen Darbietungen und szenischen Theatervorführungen, später kamen Karussells, Schaukeln, das „Vogelschießen“ hinzu. Getanzt wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in Grüna in zwei Sälen. Überliefert sind Kirchweihfeste von 1855, 1858 und 1863 im niederen Gasthof (Kulturhaus/KiG) und 1859 im oberen Gasthof. Als 1901 im Hotel Claus einer der größten Konzert- und Ballsäle der Umgebung fertiggestellt wurde, führte man die Kirmes an diesen drei Stellen in Grüna durch. Auf den Rummelplätzen, in den Gaststätten und Tanzsälen herrschte oft Hochbetrieb, obwohl an mehreren Stellen im Ort zu gleicher Zeit gefeiert wurde. Man ging als Besucher, viele kamen von außerhalb, oft von einer Veranstaltungsstätte zur nächsten. 1929 wurde sogar eine Waldkirmes vom damaligen Grünaer Naturheilverein veranstaltet. Auch in der nationalsozialistischen Zeit führte man bis zum Zweiten Weltkrieg Kirmesveranstaltungen durch.

Nach dem Krieg herrschten Not und Hunger. Auch die Säle waren belegt (Flüchtlinge) und teilweise in schlechtem baulichen Zustand. Der Saal des Hotel Claus wurde durch die Deutsche Handelszentrale (DHZ) belegt. In der DDR-Zeit wurden nach Zeitzeugenaussagen ab Mitte der 50er bis Anfang der 70er Jahre Kirmesveranstaltungen durchgeführt, danach nur noch in größeren Städten. Ab Anfang der 60er Jahre wurden Veranstaltungen im damaligen Kulturhaus der SDAG Wismut für die Bevölkerung durchgeführt, organisiert vom Kulturbund.

1990 begann man, das Grünaer Kirchweihfest wieder nach alter Tradition durchzuführen. Die Grünaer Gemeindeverwaltung organisierte am 26. August 1990 auf dem Schulhof ein kleines Volksfest mit Schaustellern, Händlern und anderen Gewerbetreibenden, die ihre Erzeugnisse präsentierten. Damit war ein Anfang zur Neugestaltung der Kirmes gemacht. In den folgenden Jahren, die Zahl der Besucher und der Schausteller stieg ständig, waren anfangs der Schulhof und der Folklorehof die Hauptveranstaltungsorte. In der Kirche fanden Gottesdienste statt, auf dem Kirchhofgelände führte man Veranstaltungen durch. Gefeiert wurde auch im alten Forsthaus, im Grünaer Hof, vor der Turnhalle und vor dem Hotel Claus. Ein Feuerwerk gab es erstmals 1995, ein Jahr später mit der Eröffnung des Folklorehofes. Viele Bürger kamen aus dem neu errichteten Wohngebiet „Hexenberg“, aber auch aus Chemnitz – so wie einst in den 20er und 30er Jahren.

Kirmes an Schule Kirmes-Trubel vor der Baumgarten-Schule – die kulturellen Veranstaltungen fanden am Folklorehof statt

Auch nach der Eingemeindung unseres Ortes nach Chemnitz gestaltete man die Grünaer Kirmesfeste zu Höhepunkten (darunter auch auf dem Parkplatz am jetzigen Forsthaus), die den Einwohnern und Gästen in guter Erinnerung sind.

Wer hat noch Fotos? Leider sind im Archiv keine Bilddokumente von Kirmesveranstaltungen ab 1900 bis 1939 sowie aus der DDR-Zeit ab 1949 vorhanden. Wer hat solche Fotos und würde sie für das Heimatfest (Ausstellung, Festschrift) ausleihen, damit Kopien angefertigt werden können? Bitte melden bei

Christoph Ehrhardt

Ortschronist

gruena-online.de

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